Die Gedenkallee in Sobibor (Ost-Polen)

Das vom „Bildungswerk Stanislaw Hantz“, der Gedenkstätte Sobibor und der niederländischen „Stichting Sobibor“ initiierte Gedenkprojekt habe ich in Verbindung mit dem damals von mir geleiteten Verein „Rückblende Gegen das Vergessen“ von Anfang an aktiv unterstützt.

Um einen würdigen Ort der Trauer und des Gedenkens zu schaffen, wurden auf dem Gelände
des ehemaligen Vernichtungslagers Sobibor seit Oktober 2003 entlang des letzten Weges der Deportierten Bäume gepflanzt und Steine gesetzt. Die Steine tragen Metallplatten mit den
Namen von hier ermordeten Frauen, Männern und Kindern, um deren persönliche Schicksale
wieder sichtbar zu machen.

Auszug aus meiner Ansprache in Sobibor am 14. Oktober 2003
(60. Jahrestag des Aufstands in Sobibor):

„Sicherlich können diese Steine nicht das unendliche, seelische und körperliche Leid ausdrücken, das jeder einzelne Mensch erdulden musste. Aber jeder Stein soll uns sagen – nicht 180.000 Menschen wurden hier ermordet, nein, ein Mensch wurde ermordet – und das ist allein an diesem
Ort Sobibor 180.000mal geschehen! Auch aus dem Regierungsbezirk Kassel  wurden Ende

Mai/Anfang Juni 1942 über 500 jüdische Menschen über Lublin nach Sobibor deportiert und
am 3. Juni  am Tag ihrer Ankunft ermordet“.

In der Gedenkallee wird auch die Erinnerung an die Opfer aus unserer Region Nordhessen wachgehalten. So sind inzwischen mit Hilfe vieler Spenden auch Gedenksteine für Ermordete aus Volkmarsen, Vöhl, Breuna, Kassel und Gudensberg aufgestellt worden.

Foto Ernst Klein
bei seiner Ansprache in Sobibor,
14. Oktober 2003

Gedenkallee in Sobibor

Alle Fotos der Gedenksteine
in alphabetischer Reihenfolge:

https://sobibor.de/de/steine/
https://sobibor.de/de/gedenkallee/

Seit 2003 wurden im Laufe der Jahre über 300 Natursteine am Wegesrand der Gedenkallee
aufgestellt. Sie tragen die Namen von Menschen aus Polen, der Niederlande, Deutschland,
Österreich, Tschechien, der Slowakei und Frankreich, die hier ermordet wurden.
Durch diese Form der Erinnerung an die Opfer und die Präsentation ihrer persönlichen
Lebensgeschichte in der Gedenkstätte wird die Verfolgung und Ermordung der europäischen
Juden auf eindrucksvolle Weise sichtbar.

Bei in den vergangenen Jahren durchgeführten archäologischen Untersuchungen wurde
festgestellt, dass die Gedenkallee nicht exakt auf dem Weg verläuft, den die jüdischen Opfer
zu den Gaskammern gehen mussten.

Seit mehreren Jahren werden in Zusammenarbeit verschiedener Länder Pläne erstellt,
um die heutige Gedenkstätte neu zu gestalten und ein Museum zu bauen. Das Projekt
„Gedenkallee“ wurde bisher nicht in das neue Gedenkstättenkonzept aufgenommen, die
Steine sollen jedoch an einer geeigneten Stelle auf dem Gelände der neuen Gedenkstätte
wieder aufgestellt werden. Wann die Pläne der Neugestaltung umgesetzt werden, steht
noch nicht fest. Die Gedenkallee besteht also weiterhin an ihrem ursprünglichen Ort.